11.02.2015

Das potemkinsche Dorf

Kennen Sie den Begriff „potemkinsches Dorf“? Bei Wikipedia wird der Begriff so beschrieben: „Als Potemkinsches Dorf wird etwas bezeichnet, das fein herausgeputzt wird, um den tatsächlichen, verheerenden Zustand zu verbergen. Oberflächlich wirkt es ausgearbeitet und beeindruckend, es fehlt ihm aber an Substanz.“

Bei ROSCH arbeiten Experten auf diesem Gebiet. Ihre Leidenschaft ist es, Fassaden zu errichten, die ein stabiles, glaubwürdiges Objekt darstellen sollen. Ein TÜV-Gutachten zum Beispiel. Hanns Ulrich Gaedke, Geschäftsführer der ROSCH Innovations Deutschland GmbH, ist auch beim TÜV Saarland als Fassadenbauer involviert. Zumindest behauptet er das in seinem LinkedIn-Profil (seit 2007 „Senior Product Manager, Adviser“ beim TÜV Saarland) sowie in seinem XING-Profil (dort ist zu lesen, er biete „Beratung und Zertifizierung durch den TÜV“). Für Interessierte: Fragen Sie doch mal beim TÜV Saarland an, unter welchen Umständen dieses Gutachten für ROSCH erstellt wurde ...

ROSCH hat gestern also diese Pilgergruppe bei sich empfangen. Und noch einige andere Leute ... Das macht sich gut, signalisiert es doch ein reges Treiben, das an den anderen Tagen während der Woche allerdings wie weggeblasen ist ...

Gegen Ende der gut 2-stündigen Audienz wurde noch ein Gruppenbild mit Gaedke gemacht. Die Pilgergruppe ist hübsch aufgestellt vor dem „zertifizierten“ Funktionsmodell, dahinter noch gut zu sehen ein großer Kompressor und ein großer Generator (beide sehr kostengünstig aus China importiert). Fassade ist eben alles, was man für die Errichtung eines potemkinschen Dorfes braucht.

Und ROSCH braucht eine solche Fassade, hat es doch dahinter ... nichts. „Baupläne“ für ein paar im Kreis laufende Behälter kann heute jeder durchschnittliche HTL-Schüler [In Österreich: HTL = Höhere Technische Lehranstalt] zeichnen – diese lernen alle mit CAD-Programmen umzugehen. Potemkinsche Pilger sind mit so etwas leicht zu beeindrucken. Und wenn auf einem der Papiere auch noch ein TÜV-Siegel zu sehen ist, dann geht der Daumen hurtig nach oben.

ROSCH benutzt euch, Pilger zu Spich, ihr seid Teil der errichteten Fassade.

„Wir haben uns mehrheitlich von der Glaubwürdigkeit überzeugt und entschieden, das Projekt bis zum Serienmuster zu finanzieren“, schreibt GAIA. Mehrheitlich? Also nicht alle. Immerhin. „... zu finanzieren“ – hoppla, ich dachte, der Hersteller finanziert das. Mitnichten. Der zahlende Teil von GAIA finanziert das! Altruistisch eben. Man wirft den Säuen die Perlen direkt ins Maul.

Lesen wir weiter bei GAIA: „Das uns vorgelegte Gutachten des 2m hohen Funktionsmodells wurde eingesehen und ausgiebig diskutiert. Es weist einen Überschuß aus. Es ist Teil einer Patentdokumentation und wird als Zusammenfassung durch ROSCH zu gegebener Zeit veröffentlicht.“

Das Gutachten weist also einen „Überschuss“ aus. Soso. Der TÜV erstellt ein Gutachten für ein Perpetuum Mobile? Ich glaub’s nicht. Obwohl – dem „TÜV Gaedke“ traue ich das durchaus zu ...

Und „Teil einer Patentdokumentation“ ist es also, das Gutachten. Das kann nicht sein. Denn ROSCH besitzt kein Patent für ein Auftriebskraftwerk. ROSCH hat noch nie eines besessen und wird auch nie eines besitzen. Suchen Sie danach, wenn Ihnen langweilig ist. Patente sind nicht geheim! Möglich wäre allenfalls, dass ROSCH ein Patent beantragt hat, aber erteilt wurde und wird garantiert keines. Derzeit gibt es kein Patentamt auf diesem Planeten, das Patente für Perpetuum Mobiles erteilt.


Nachsatz: Ein aufmerksamer Leser hat mich darauf hingewiesen, dass in diesem Zusammenhang noch etwas Wesentliches erwähnt werden sollte:

GAIA hat in den letzten Wochen auf seiner Website versprochen, dass jeder Besteller das Gutachten unaufgefordert zugeschickt bekommen würde: „Sobald die bereits beantragte öffentliche Version des Prüfberichtes vorliegt, werden wir sie jedem Besteller eines AuKW Bausatzes ohne Aufforderung zusenden.“

Aktuell heißt es nur noch, dass „die Zusammenfassung durch ROSCH zu gegebener Zeit veröffentlicht“ werde. Also eine von ROSCH(!) geschriebene Zusammenfassung, bei der kein Mensch überprüfen kann, was im Original drinsteht. Und „zu gegebener Zeit“ kann man auch mit „am Sankt-Nimmerleinstag“ übersetzen ...

Liebe GAIA-Mitglieder, ich wiederhole mich: Ihr werder hier gehörig verarscht! [O-Ton Böser Wolf]


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