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19.07.2017 Verfahren eingestellt „Kann das sein, dass eine Hauptverhandlung vor Gericht bereits beendet ist, bevor sie überhaupt begonnen hat?“ Der Böse Wolf liegt vor seinem Bau und wärmt sich seinen Pelz in der Sommersonne, träge vor sich hinsinnierend. Der gestrige Tag schwirrt ihm noch durch den Kopf. Sachverständige und Richter und Anwälte geistern wie ein lebendes Kaleidoskop durch die diversen Winkel seiner grauen Zellen, Schlieren von Verwunderung hinterlassend. Der Wolf schüttelt sich einmal kräftig. Er will dieses Zeug raus haben aus seinem Hirn, doch es erweist sich als eine klebrige Masse, die in den letzten Monaten und Jahren Wurzeln gebildet hat und nicht so leicht abzuschütteln ist. Er wurde gestern bereits einige Minuten vor dem eigentlichen Verhandlungsbeginn, noch auf dem Gang stehend und sich angeregt mit einigen „Artgenossen“ unterhaltend, in den Verhandlungssaal des Landesgerichts Linz gebeten. Er hatte sich noch nicht einmal auf dem Stuhl, der für den „Angeklagten“ bestimmt ist, niedergelassen, als der Richter zu sprechen begann und den Anwesenden mitteilte, dass heute keine Verhandlung stattfinden würde. Die Kläger hätten wenige Minuten zuvor ihre Klage zurückgezogen und das Verfahren wäre somit eingestellt. Es würde daher auch kein Urteil geben. Ebenso würde es kein abschließendes Gutachten zu diesem Fall geben. Ein A4-Zettel wurde dem Anwalt des Wolfes gereicht, auf welchem eine Art Begründung angegeben war, warum die Klage zurückgezogen wurde. Man wolle gegen den Wolf mit weitaus schärferen Geschützen vorgehen und andersartige juristische Mittel verwenden, da ihnen bereits ein 6-stelliger Schaden und in naher Zukunft absehbar vermutlich sogar 8-stelliger Schaden entstanden wäre. Was sich der Wolf dachte und nicht sagte: Und außerdem haben die Kläger dadurch verhindert, dass das, was die Spatzen ohnehin längst von den Dächern pfiffen und in einem Erst-Gutachten auch bereits drinstand, nämlich das Wort „Perpetuum mobile“, öffentlich wird. Schriftlich. Schwarz auf weiß, mit gewichtigem Stempel und Unterschrift. Worauf es wirklich ankam: Zeit zu gewinnen. Denn etwas anderes konnte man im Land der Ratten ohnehin längst nicht mehr gewinnen. Die Stirn des Wolfes war zusammengekniffen, eine tiefe Furche zog sich schräg hinunter zwischen seine geschlossenen Augen. Die Wölfin lag neben ihm und kraulte ihm seinen Nacken, leise brummelnd. Sie hatte den Wolf gestern zum Gericht begleitet und war verwundert gewesen, dass sie nervös, er jedoch gut gelaunt gewesen war. Ganz alltäglich ist so etwas nicht, dass man als Angeklagter gut gelaunt zum Gerichtssaal marschiert. Hinterher war es umgekehrt. Die Wölfin wirkte erleichtert, die Herumstehenden gratulierten dem Wolf, dieser war jedoch ... er gab es zu: ein wenig frustriert. Kann man das tatsächlich tun? Ein Gericht so verarschen? Richter, Anwälte und Sachverständige ein Jahr lang (denn so lange währte der Prozess bereits) beschäftigen und dann einfach sagen: „Ätsch, wir haben es uns anders überlegt“? Man kann. Offensichtlich. Es kostet zwar einen nicht ganz kleinen 5-stelligen Betrag, aber in Anbetracht der zu erwartenden Abermillionen fällt das in die Kategorie „Portokasse“. Weitermachen wie bisher. Business as usual. Hoffend, dass sich noch ein paar Dummköpfe finden werden, die Aktien der Save the Planet AG kaufen oder „Lizenzen“, die das eine oder andere Milliönchen in Phantom-Kraftwerke investieren würden, wenn man ihnen erzählt, dass sehr wohl außerhalb von Spich bereits Kraftwerke laufen würden, aber diese eben hoch geheim wären. Im Königspalast von Thailand zum Beispiel. Und an weiteren Orten der Welt. Aber die Technologie wäre eben so unglaublich fortschrittlich, dass sie derzeit nur unter hohem Geheimhaltungsaufwand verwirklicht werden könne. Die heute üblichen Vorstellungen der Technik müssten grundsätzlich überdacht werden und würden noch gar nicht richtig verstanden – schon gar nicht von Gerichtssachverständigen. Man muss schon sehr(!) kurzsichtig sein, um einen solchen Schwachsinn zu glauben. Aber Gier frisst bekanntlich Hirn ... Der Wolf sieht sich selber in Bezug auf alles, was in irgendeiner Form mit „Justiz“ zu tun hat, in der Gegend zwischen „ahnungslos“ und „inkompetent“ angesiedelt. Es ist wirklich nicht seine Welt. Aber immerhin soviel hat er im Laufe des letzten Jahres begriffen: Es arbeiten dort ganz normale Menschen wie überall sonst auf diesem Planeten. Richter, Anwälte, Hilfskräfte, ... und jeder ist ein Rädchen „des Systems“ – ein ganz normales Rädchen in unterschiedlicher Größe. Dieses „System“ selbst ist es, das der Wolf verschwommen vor seinem sommerlich dösenden geistigen Auge vorbeiziehen sieht. Langsam, graustufig, manchmal auch in Farbe. Daneben das, was er ganz real erlebt hat. Menschen, die sich nicht in die Karten blicken lassen. Und zwar auf allen Seiten. Der Richter und die Sachverständigen, weil sie darauf einen Eid abgelegt haben, ebenso die Anwälte. Die Kläger aus nachvollziehbaren Gründen. Am wenigsten wohl – und auch das nachvollziehbar – der „Angeklagte“. Der Spruch einer guten Freundin des Wolfes dringt aus einem seitlichen Winkel seines Gehirns flüsternd zu ihm durch: „Nirgendwo im gesamten Universum wird soviel gelogen wie vor Gericht.“ Ein leichtes Nicken seines Kopfes quittiert den Gedanken. Wahrheit? Was ist das? Die real gemachte Erfahrung des Wolfes kann er so zusammenfassen: Wahrheit ist alles andere als das, was auf dem Papier zu lesen ist. Er weitet seinen Blick ein wenig. Viele Menschen gleichzeitig kann er nun erkennen, ein ganzes Panorama. Alle stehen sie vor ihm, alle Beteiligten der letzten Monate: Er selbst, der Böse Wolf, der vor fast genau 3 Jahren nur das ausgesprochen hatte, was offensichtlich war: Dieses Kraftwerk funktioniert nicht – nie und nimmer. Die Sachverständigen, die der Verschwiegenheit unterliegen. Und die das, was der Böse Wolf gedacht hat, lediglich mit anderen Worten beschrieben hätten. Die Tausenden Techniker, Physiker, Ingenieure, die in Bezug auf den Kern der Sache alle einig waren. Fast alle. Lediglich eine winzige Minderheit ultrahartnäckiger Dickköpfe war davon ausgenommen. Die vielen GAIA-Mitglieder, die ihn erst angefeindet hatten, als wäre er die personifizierte Pest gewesen, ein Großonkel der Cholera. Und die nun, auch wenn die meisten es nicht zugeben wollten, beschämt verstanden. Einige gaben es mittlerweile offen zu. Ein Stück daneben standen ein paar Menschen, die „Jura“ studiert hatten. Es waren keine Schweizer, die in der Gegend des gleichnamigen Gebirgszuges lebten, auch waren sie nicht 150 bis 200 Millionen Jahre alt wie die ebenfalls gleichnamige erdgeschichtliche Epoche ... Nein, sie waren jene, die „Recht“ als Wissenschaft studiert hatten. Und die dem Wolf heute so hilflos erschienen. Der Anwalt der Kläger, der selbst überrascht gewirkt hatte, als die Luft von einem Moment auf den anderen draußen war. Der Richter, der mit den Schultern gezuckt hatte, als er verkündete, dass die Hauptverhandlung nicht mehr stattfinden würde. Und die Staatsanwälte? Die waren in dem Panoramabild des Wolfes nirgendwo zu sehen. Er verdrehte seine Augen nach innen, dass es aussah, als wäre er am Ersticken, aber er konnte sie nirgendwo finden. Sie waren bisher noch nicht vorgekommen in dem Schauspiel. Nur ganz rechts außen, ganz am Rand, dort wo die Unsichtbarkeit begann, da war ein Schatten zu sehen. Das musste der Schatten des Staatsanwalts sein, der den zweiten Versuch zurückgewiesen hatte, den Wolf mundtot zu machen. Er hatte ihn nie zu sehen bekommen. Mehr als einen Schatten bot ihm das Bild daher nicht. Und dann war da noch der Hintergrund. Farbig war er, der Hintergrund, raumfüllend. Zusammengesetzt aus Tausenden Menschen, die sehen konnten, was sich hier abspielte. „Wahrheit“ hat immer viele Gesichter. Immer. Und sie wird von jedem mit anderen Worten beschrieben. Die Gauner kennen die Wahrheit ziemlich unmittelbar. Denn sie haben das Kind selber in die Welt gesetzt – ein ganzes Dorf, ein Potemkinsches. Einen ganzen Straßenzug, bestehend aus lauter Fassaden. Die Fachleute waren leicht zu erkennen. Sie waren jene mit den langen Hälsen. Sie mussten sich nur ein wenig nach vorne beugen und konnten die wabernde, heiße Luft hinter den Fassaden sehen. Sie wussten, dass das einzig wirklich Verborgene ein Kabel war. DAS Kabel. Und sie wussten auch, dass „irgendwo auf diesem Planeten“ noch weitere Kraftwerke aufgebaut waren. Kraftwerke, die nicht einmal einer Fassade bedurften. Bloße Fantasiegebilde ... Diejenigen, die keine Schweizer und auch nicht 150 Millionen Jahre alt waren, wussten es gleichfalls, dass man ein paar Fassaden nicht „Dorf“ nennen konnte ... Allen von ihnen war das klar, nachdem sie diejenigen mit den langen Hälsen befragt hatten. Keiner der Unter-100-Jährigen hatte zuletzt noch Zweifel, wie hier der Hase lief. Der Hase lief nach links – er lief eine linke Tour. Nicht rechtens. Der Böse Wolf spuckte einmal aus. Ein säuerlicher Geschmack war in seinem Maul entstanden. Sich räuspernd und noch ein weiteres Mal kräftig spuckend rollte er sich auf die andere Seite. Es hatte wohl damit zu tun, dass sein Kopf nun andersherum lag, denn plötzlich sah er die Szenerie aus einer anderen Perspektive. Er blickte geradewegs auf das „System“. Er sah die vielen, vielen Menschen, die hinter die Fassade des Dorfes geblickt hatten und die alle die faule, heiße Luft gerochen hatten. Alle standen sie dichtgedrängt beisammen. Alle warteten sie auf etwas. Auf ein Ereignis. Irgendjemand musste doch wohl in der Lage sein, diese Papierwände, die da aufgebaut waren, niederzureißen, damit auch diejenigen mit den kurzen Hälsen den Gestank dahinter riechen konnten. Damit der Gestank endlich entweichen und Klarheit einkehren konnte. Er stellte seinen Blick ein wenig schärfer, der Wolf, und noch ein bisschen schärfer, solange, bis er einzelnen Menschen in die Augen blicken konnte. Tief in die Augen. Und was er darin erblickte, konnte er mit einem einzigen, kurzen Wort beschreiben: ANGST! Sie alle hatten Angst davor, die Fassaden und die schlechte Luft dahinter beim Namen zu nennen. Öffentlich und verbindlich. Sie alle hatten Angst davor, offen auszusprechen, was sie sahen und was sie rochen: Dass hier ein gewaltiger BETRUG vorlag. Diejenigen, die die Fassade errichteten hatten, missbrauchten das „System“. Sie ließen sich vom System beschützen, seit Jahren. Sie wussten, dass diese vielen Langhälse ein Risiko eingehen würden, wenn sie offen und verbindlich das Wort BETRUG aussprechen würden. So wie der Wolf es getan hatte. Angst lag über der ganzen Szenerie wie eine bleierne Wolke. Es gab ein paar wolfsähnliche Gestalten, die darüber sprachen. Alle hatten sie lange Hälse und einen guten Geruchssinn. Sie wussten Bescheid. Und sie begannen darüber zu sprechen. Laut genug, dass man sie hören konnte, wenn man sich in eine bestimmte Richtung drehte, jedoch im Verborgenen bleibend, hinter einer Wand stehend. Hinter einer hohen, schützenden Wand, die ihnen die Angst nahm, erkannt zu werden, mit vollem Namen und angreifbar. Ganz wenige nur wagten sich aus der Deckung und begannen vorsichtig, offen aufzutreten. Doch niemand von ihnen war in der Lage, die Fassade tatsächlich niederzureißen. Dies zu tun, war einer Gruppe Nicht-Schweizer vorbehalten, den Unter-100-Jährigen. Wenn man Vertreter dieser Gruppe darauf ansprach und Sätze formulierte, die das Wort „Betrug“ enthielten, dann bekam man Gegenfragen wie „Sind Sie ein Geschädigter?“ Es reichte nicht, wenn man sagte, man wäre fast am Gestank hinter den Fassaden erstickt. Es war nicht ausreichend, dass man diese Vertreter dazu einlud, aufzustehen und ihren Hals ein wenig zu strecken. Sie blieben sitzen und bewegten sich nicht. Sie dienten dem „System“. Wie erstarrt lag daher das Land unter der bleiernen Wolke. Denn auch wenn immer mehr Langhälse sich im Dorf versammelten und ihre Nasen rümpften und einige von ihnen hinter ihrer Wand sich den Mund fusselig redeten – die Fassaden durften stehen bleiben. Zwar schon etwas angeknabbert und bröckelnd, aber immer noch aufrecht stehend. Die Energietechnik des 3. Jahrtausends! Ein milliardenschwerer Markt! Mit zweistelligen Renditen! „Wie kann man dieses verdammte System dazu bewegen, seinen Arsch zu heben und endlich das zu tun, was getan gehört?! Verdammte Axt, was ist das für ein unbrauchbares Mist-System, das nur ...“ Der Wolf verschluckte sich und hustete eine Weile röchelnd vor sich hin, ehe er sich wieder beruhigte. Es war keineswegs neu für ihn, ein solcher Anfall. Er war eben ein „sturer Hund“, wie sein Anwalt, mit dem er sich gut verstand, ihn einmal etwas scherzhaft genannt hatte, der manchmal am liebsten ... Er seufzte. Hörbar. Es klang resignierend. Aber Klänge können täuschen ... Tief hinter seinem grauen Fell lebte ein grenzenloser Optimist. Einer, der von einer Welt der fallenden Fassaden träumte. Von einer vom Gestank befreiten Welt. Einer Welt, in der man angstfrei sagen durfte, was man sah, ohne über Jahre hinweg von einem trägen Monster, einem System, feindselig angestarrt zu werden. Von einem System, durchsetzt mit „Schlupflöchern“ und so komplex, dass nicht einmal die Erbauer selbst es vollständig durchschauten. Einem System, das manchmal selbst den Anschein einer Fassade erweckte ... Der Wolf, ein Träumer. Ja. Es waren schon immer die Träumer, die eine Welt verändern konnten. Sie waren diejenigen, die imstande waren, etwas sichtbar werden zu lassen, das immer schon dagewesen, jedoch unter einem dichten Schleier verborgen war. Träumer, die so kräftig zu träumen in der Lage waren, dass sie es schafften, ihre Träume lebendig und wahr werden zu lassen. Und die Kräftigsten unter den Träumern schafften es manchmal sogar, dass ganze Straßenzüge voller Fassaden in sich zusammenstürzten.
Ganz real und abseits aller Träume: Der Böse Wolf hat gestern eine 2-Liter-Flasche „Wolfsbräu“ geschenkt bekommen. Er kannte dieses Gebräu noch nicht, aber es könnte nicht sein Letztes gewesen sein, denn es hat ihm wohl geschmeckt! Ganz im Vertrauen und hinter vorgehaltener Hand: Er war nicht alleine dabei und hat ein paar Freunde daran teilhaben lassen ... Und als Wink mit dem Zaunpfahl, ihr wisst schon, in welche Richtung: DIESE beiden Flaschen, die schon länger das Weinregal des Wolfes zieren und mit einem „pluss“ versehen sind, werden am ENDE der Geschichte ausgetrunken! Betreiber dieser Website: Wolfgang Süß, Schramlgut 31, A 4180 Zwettl an der Rodl, Tel. +43 699 11702749, E-Mail: wolfgang@wolfgang-suess.at Diese Website benutzt Google Analytics, einen Webanalysedienst von Google, zur (anonymen) statistischen Auswertung der Besucher. |