10.07.2016

In einer anderen Welt

GAIA hat gestern wieder einmal ein Treffen zum Thema Auftriebskraftwerk abgehalten. „Ottifant“ war in Vertretung von „pluss“ dabei und hat einen Erlebnis-Bericht geschrieben.

Der Böse Wolf gibt den Bericht originalgetreu weiter.

Außer einem resignierten Kopfschütteln und einem tiefen Seufzer fällt ihm nicht einmal mehr ein bissiger Kommentar dazu ein ...

 

Gaia AUKW Projekttreffen Salzburg-Anif, 9.7.2016

Mit der Einladung zum Gaia Treffen in der Tasche, die mir Thorsten Müller („pluss“) zur Verfügung gestellt hat, bin ich Samstag früh erwartungsvoll losgefahren Richtung Salzburg. Dort angekommen war natürlich der Parkplatz hoffnungslos überfüllt, es wurden ja 150 Leute erwartet. Das Hotel dort ist eine bekannte Ladestation für E-Autos. An einer Ladestelle konnte ich gerade noch einen Platz ergattern um mein fast leeres E-Auto für die Rückfahrt aufladen zu können.

Nachdem ich ausgestiegen war traute ich meinen Augen kaum: ringsum eine Menge Teslas, die Supercharger natürlich alle besetzt. Mein erster Eindruck: aha, diese AUKW-Besteller haben anscheinend genug Geld um sich zum Tesla auch noch ein eigenes Kraftwerk kaufen zu können. Und ich armer Schlucker muss mit einem KIA vorlieb nehmen, na gut, ich werds überleben.

Der Saal für die Veranstaltung in ersten Stock, Roberto Reuter am Eingang nimmt mir die Einladung ab: ah, Torsten Müller aus Deutschland, willkommen. Nein, bin ich nicht, nur der Bevollmächtigte, gebe ich wahrheitsgemäss an, womöglich verlangt er auch einen Ausweis. Nein alles OK, ich finde noch ein Platzerl in dem fast vollen Saal.

Nach der akademischen Viertelstunde beginnt Roberto seinen Vortrag mit PP Folien unterstützt. Die erste Stunde berichtet er die ganze Geschichte der Entwicklung des Auftriebskraftwerks von Beginn weg bis zum jetzigen Stand der Dinge. Interessant wird es natürlich erst am Schluss, wo es um den Aufbau des Serienmusters in Österreich geht. Es wurde, wie wir wissen, im Juli 2015 der Vertrag mit Rosch aufgelöst und das Serienmuster an Gaia überlassen, wobei nun die Eigenfertigung der Baukästen durch Gaia beschlossen wurde.

Die Gaia Techniker haben festgestellt, dass vieles verbessert werden muss. Schäden wurden festgestellt und Mängel behoben, ein neuer Generator wurde im August geliefert. Im November wurde ein neuer Paternoster entwickelt und gebaut, die Ventiltechnik überarbeitet, da die Lufteinleitung Schwierigkeiten bereitet hat. Auf einer Folie wurden CAD Modelle der unteren Umlenkwelle mit einer neuen Lufteinblase-Technik gezeigt.

Im Dezember 2015 kam es bei einem Testlauf zum Defekt der Anlage, Befestigungsschrauben der Auftriebskörper waren gebrochen oder gelöst, jedenfalls ein größerer Folgeschaden.

Jänner – April 2016 wurde ein Neubau ohne Ventile beschlossen, anscheinend ähnlich einem Becherwerk, mit einseitig offenen Behältern, es wurde kurz ein Bild gezeigt. Anscheinend war auch dieses System erfolglos, das Projekt musste als gescheitert betrachtet werden.

Trotzdem wurde in der Folge von einem neuen Projekt einer 60kW Anlage durch die Rosch Tochter Erste KPP GmbH gesprochen, angeblich gibt es ein Technologieapproval Gutachten der deutschen DEKRA. *)

Auch hat man sich schon über die Rückabwicklung des Projekts Gedanken gemacht. Von den 1,1 Mio.EUR die Gaia von den Bestellern kassiert hat sind 750kEUR an Rosch gezahlt worden, was von den restlichen 350k noch da ist weiß man nicht.

Es wurde die Fortführung der Entwicklung des 5kW Projekts überlegt, anscheinend ist es doch nicht ganz tot.

Die andere Möglichkeit der Rückzahlung der geleisteten Anzahlungen könnten durch Verkäufe der 60kW Anlagen erfolgen. Die Erste KPP GmbH bestätigt jedenfalls eine Aufrechterhaltung der Geschäftsverbindung mit Gaia.

Zu diesem Zeitpunkt erschien nun auch Christoph Beiser, der unter anderem von einem neuen Projekt sprach, das nicht auf Basis von Auftrieb in einer Flüssigkeit sondern mit der Energie aus der Fallhöhe von Wasser arbeitet, das man nur wieder nach oben pumpen muss um von neuem Energie zu gewinnen. In ein bis zwei Wochen wollte er schon konkrete Messergebnisse dieser Anlage vorstellen können.


Ab diesem Zeitpunkt begann ich mich zu fragen, auf welchem Planeten ich mich befände. Keiner von den Zuhörern, die bis jetzt andächtig gelauscht hatten, stellte irgendwelche kritische Fragen, im Gegenteil, man wollte konkret wissen wann es soweit wäre mit der neuen Technologie und ob das Geld vom AUKW nun auch für das neue Projekt verwendet würde. Das Wort Energieerhaltungssatz wurde selbstverständlich kein einziges Mal in den Mund genommen. Kritische Bemerkungen hörte man nur vereinzelt. Stattdessen wurde beschlossen, in ca 6 Wochen ein neues Treffen zu organisieren um über die Weiterentwicklung zu berichten.

Beim Mittagessen sprach ich mit einigen Leuten und musste verwundert feststellen, dass die meisten die Möglichkeit einer kostenlosen Energieerzeugung mit irgendwelchen mechanischen Systemen für durchaus möglich hielten und es eben nur den Energiemultis zuzuschreiben ist, dass so vielversprechende Projekte scheitern. Physikalische Gesetzmäßigkeiten werden einfach ignoriert, warum soll das nicht irgendwie funktionieren, in Spich hat es ja eindeutig Strom geliefert hat mir mein Tischnachbar erzählt.

In diesem Zusammenhang wurde von C.B. erwähnt, dass Gaia zwar das mechanische System komplett durchgearbeitet hat, jedoch Generator und Steuerung haben sie nie näher in der Hand gehabt.

O-Ton von C.B.: Wir haben die Anlage in Spich beim Abbau genauestens unter die Lupe genommen. Wo kam die Energie her? Es kann nur der Generator sein!

Ein kluger Kopf im Publikum hat dann die Idee gehabt, warum der ganze Klimbim mit dem Paternoster, wenn im Generator das Geheimnis der FE liegt, warum treibt man ihn dann nicht mit einem kleinen Elektromotor an, das wäre doch viel einfacher.

Oh Gott, habe ich mir bei dieser Gelegenheit gedacht, haben sie all diese 150 Leute samt den Vortragenden in der Schule mit einer Kanone durch den Physikunterricht geschossen?

Gegen Ende hat sich dann auch Horst Burgstaller, der bis dahin nur seitlich zugehört hatte, zu Wort gemeldet und sich entschuldigt, für die mangelhafte Information aller Besteller in letzter Zeit. Der Grund ist dass diese Informationen sofort in gewissen Foren aufgegriffen werden und Gaia dann wieder von Rosch eine auf den Deckel bekommt.


Mein Eindruck von den Referenten: ich bin vielleicht kein guter Menschenkenner, aber die beiden, Roberto und Christoph, haben meiner Meinung nach zu keiner Zeit irgendwelche Unsicherheiten gezeigt, aus denen man entnehmen könnte, dass sie selbst nicht an die Sache der Energiegewinnung ohne einen Einsatz von Primärenergie glauben könnten. Und punkto Schwierigkeiten mit Rosch weisen sie dezidiert jede Schuld von sich, sie hätten immer korrekt agiert.


Jedenfalls, liebe Leute, wer gedacht hat, jetzt ist das Projekt AUKW am Ende, hat sich getäuscht, es geht weiter. Kann sein dass die 5kW Anlage noch einmal aufgegriffen wird oder das neue Projekt von Christoph in den Vordergrund rückt, wir werden sehen.

Ottifant


*) Der Böse Wolf kennt seit einer Woche diesen Messbericht von der DEKRA in Halle. Mehr dazu demnächst ...

 


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