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21.09.2014 Klagenfurter Herbstmesse Gestern war ich in Klagenfurt am Messestand von GAIA. Als ich um ca. 12:30 Uhr dort ankam, war der Stand komplett verwaist. Zwei einsame Personen sprachen auf dem Stand miteinander, sonst war niemand anwesend, das „Funktionsmodell“ stand einfach da, ohne sich zu bewegen, niemand beachtete es. Auf dem Wunderwerk war ein Zettel befestigt mit der Mitteilung, dass es alle 2 Stunden eine Vorführung gäbe, mit den Uhrzeiten. Die nächste Vorführung würde um 13 Uhr sein, das ging sich zeitlich gut aus, um nach der dreieinhalbstündigen Fahrt noch eine Kleinigkeit zu essen. Die Vorführung begann pünktlich, Minuten vorher war der Platz vor dem Stand voll mit dicht gedrängt stehenden, erwartungsvollen Menschen. Es war – nun ja, eine Verkaufsveranstaltung. Nicht mehr und nicht weniger. Herr Burgstaller kann gut reden und ich dachte mir: „Der kann sogar in Grönland Kühlschränke verkaufen.“ Witzig, aber (und einem Teil des Publikums angemessen) ohne tiefer gehende Erklärungen. Verkaufen! Um mehr ging’s nicht. Eine ganz kurze Erklärung („Ich klemme jetzt die Batterie an, bis es sich dreht, dann nehme ich die Batterie wieder weg und es dreht sich weiter.“), lockere Sprüche. Das Funktionsmodell wurde für knapp 10 Minuten in Betrieb genommen, dann stand es wieder still. Es wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet. „Es gibt nur 5 m hohe Anlagen zu kaufen. Es gibt nur 5 und 25 m – dazwischen gibt es nix!“ Bei 7 m Höhe würde ein Überschuss wie bei der Anlage in Belgrad von 11,8 kW erzielt werden. O-Ton Burgstaller: „Das steigt exponentiell nach oben! ... Die maximale Höhe sind 25 m, dann macht es keinen Sinn mehr, weil der Wasserdruck dann stärker wird.“ O-Gedanke Süß: „Exponentiell?! Was für ein Blödsinn!“ Anmerkung des Physikers: Die Energie, die man einem Auftriebskörper entnehmen kann, steigt linear(!) mit der Höhe (bzw. Tiefe) an. Von meiner Seite war von Anfang an keinerlei Interesse vorhanden, mir die Anlage genauer anzuschauen. Die Anlage sieht genau so aus, wie ich sie bereits von Videos kannte. Wo die Energie herkommt, die sie für einige Minuten laufen lässt? Da gibt es genügend Platz, um eine Batterie zu verstecken. Man braucht nicht viel dafür. Gebaut hat es nicht GAIA, sondern ROSCH. Mir war wichtig, mit den Verantwortlichen von GAIA zu reden und sie zu fragen, woher denn die Überschuss-Energie käme. Ich habe mich gleich mit meinem Namen vorgestellt und „Ich bin der mit den 12.000 Euro!“ Jeder wusste sofort, wen er vor sich hatte. Entsprechend hitzig begann auch gleich das Gespräch. Roberto Reuter war der Besonnene, der sich auch redlich bemühte, Sachlichkeit reinzubringen. Es ging nicht um Technik und es ging nicht um Physik. Mir drängte sich der Eindruck auf, dass GAIA an meinen Argumenten nicht das geringste Interesse hatte. Dieser Eindruck veränderte sich zu keinem Zeitpunkt. Die Leute vom GAIA-Vorstand scheinen zu 100 % davon überzeugt zu sein, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Auch meine sehr deftige Aussage: „Ihr werdet von ROSCH von vorne bis hinten besch...!!“ machte nicht den geringsten Eindruck. „Warum hat sich von ROSCH noch niemand für seine eigenen Zwecke so eine Anlage gebaut?“ Niemand interessierte sich für Fragen dieser Art. Ich war eine lästige Zecke, die man so schnell wie möglich loswerden wollte. Christoph Beiser, der Technische Leiter, sagte mir, er wäre insgesamt sechs Mal in Belgrad gewesen, hätte die dortige Anlage auf Herz und Nieren geprüft und deshalb wäre er überzeugt, dass alles o.k. sei. Mein Argument, dass das eine fix installierte Anlage sei und es mehr als genügend Möglichkeiten für Schwindeleien gäbe – nun, ich kann schon verstehen, dass jemand, der vor versammelter Mannschaft (und im Hintergrund gab’s auch noch eine Menge Publikum mit sehr langen Ohren) so angegriffen wird wie von mir, „not amused“ ist. Ich hatte den Eindruck, die betrachten mich als lästigen Spinner, mehr nicht. Aber immerhin: Alle versicherten mir, dass, bevor nur ein einziger Workshop über die Bühne gehen würde, eine echte 1:1-Anlage in Kuchl gebaut werden würde, mit einer Dauer-Ausgangsleistung von 5 kW! Und wenn das nicht funktionieren würde, dann würden alle, welche die Anzahlung von 2400 Euro geleistet hätten, ihr Geld zurückerhalten. Man wäre doch schließlich ein seriöser Verein. Ich sagte: „Prima!“ Von ROSCH war niemand anwesend. (Zumindest hat sich mir niemand als Vertreter von ROSCH zu erkennen gegeben – an der Diskussion waren auch Leute beteiligt, deren Namen ich nicht kenne.) Die Firma, welche die Weltsensation liefert, welche sie entwickelt hat, die ein Abonnement für die nächsten 10 Nobelpreise in der Tasche haben könnte, tritt nicht vor den Vorhang. Bescheiden? Laut GAIA habe man ROSCH erst überzeugen müssen, diese Kleinanlagen zu liefern. Großanlagen würde ROSCH ja bereits mehrere bauen. Hhmmmmpff!! Horst Burgstaller meinte, in 2 Monaten würde in Deutschland eine 5 MW-Anlage in Betrieb gehen. Ich: „Ah, die Anlage der Haslach Blechbearbeitung!“ „Nein, das ist eine kleinere Anlage.“ „Ach so, und an welchem Ort geht dann die große Anlage in Betrieb?“ „Den Ortsnamen weiß ich im Moment nicht.“ Natürlich kam auch meine einseitige Wette zur Sprache. Und Horst Burgstaller meinte, der Verein würde meine 12.000 Euro bei einer Charity-Veranstaltung unter’s Volk bringen. Zur Strafe müsste ich mich aber einverstanden erklären, dass der Verein mir kostenlos ein Kraftwerk an mein Haus stellt, das ich dann benutzen müsse. „Und einmal täglich vor dem Kraftwerk niederknien!“ Man wollte die Stimmung aufhellen und ich wurde auch noch auf ein Bier eingeladen. Das war ja alles o.k. Aber wie soll man mit jemandem umgehen, von dem man sieht, dass er ins offene Messer läuft? Der vollkommen taub für irgendwelche Argumente ist? Ich habe keine befriedigende Antwort darauf. Niemand bei GAIA scheint auch nur einen blassen Schimmer zu haben, woher die Energie des Kraftwerks kommen soll. „So viele Erfindungen werden öffentlich nicht präsentiert, weil sich die Erfinder nicht raustrauen! Wir gehen an die Öffentlichkeit. Jetzt können andere sich auch trauen, ihre Erfindungen zu präsentieren!“ Was tu ich mit Leuten, die es „gut meinen“? Gut meinen reicht nicht aus. Es gehört mehr dazu. GAIA wird es vielleicht lernen. Hoffentlich wird die Lektion nicht unnötig teuer. Betreiber dieser Website: Wolfgang Süß, Schramlgut 31, A 4180 Zwettl an der Rodl, Tel. +43 699 11702749, E-Mail: wolfgang@wolfgang-suess.at Diese Website benutzt Google Analytics, einen Webanalysedienst von Google, zur (anonymen) statistischen Auswertung der Besucher. |